Über uns

Ein Leben hinterlässt Spuren, wenn es gelebt wird. Einige dieser Spuren sind charakteristisch für diejenigen, die die unendliche Erfahrung gemacht haben, von einem Ort entwurzelt zu werden, um an einem anderen wieder Wurzeln zu schlagen. Aber jedes Mal, wenn eine Wurzel in den Boden eindringt, knüpft sie unsichtbare, aber nachvollziehbare Verbindungen zu einem ganzen Netz von Organismen, die an dem mikroskopischen Netz teilnehmen, das die Wurzeln miteinander verbindet, sich von ihnen ernährt und sie ihrerseits ernährt. Wenn sie wieder eingepflanzt und verpflanzt werden, mit der Entblößung und Verbannung, die solche Erfahrungen durchdringen und ausmachen, wird der Ort, an dem die Wurzeln gepflanzt werden, auch etwas über das lebendige Wesen aussagen, von dem sie ein Teil sind und das nun an eine neue Adresse umgezogen ist.

Geprägt von der gelebten Erfahrung anderer Wurzeln, werden die Wurzeln in diesem Moment zu Zeugen der Art und Weise, wie wir an den hier und dort vorgefundenen Elementen teilnehmen und sie nutzen. Das "Hier" und das "Dort", das Nahe und das Ferne, das Fremde und das Vertraute werden miteinander verwoben. Aus dieser Vermischung kann eine neue Frische gegenüber dem Vertrauten und ein Weg für das Fremde entstehen: Indem man hier Wurzeln schlägt und dort welche legt, wird die Erinnerung an das, was war, lange in dem, was ist, weiterleben und, wenn auch nicht allein, das, was sein wird, beständig erhellen. Die Horizonte der Fragen öffnen sich: Was ist ein Land, eine Entfernung, eine Nähe, ein Haus, ein Repertoire an kulturellen, körperlichen, affektiven, intimen und öffentlichen, sozialen und geheimen Zeichen?

Im virtuellen Raum des Deutschen Migrationsmuseums, der in einer Cloud gehostet wird, ist es möglich, einen Fundus an Samen, Worten, Früchten, Formen und Lebensweisen zu finden, die uns Menschen mit Migrationshintergrund in einer Geste des Vertrauens angeboten haben, damit wir sie in den Wind streuen können. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Videos und Podcasts, die unserer Meinung nach in gewissem Maße Träger dessen sind, was die Migranten und Migrantinnen betrifft und betroffen hat, die Spuren ihrer Vertreibung und die Bewegung selbst, die sie antreibt. Der Zugang zur Sammlung, die immer in mindestens zwei Sprachen untertitelt ist, ist frei, kostenlos und, wie es nicht anders sein kann, ohne Grenzen.

"Ich sehe uns Menschen als Passanten, wir leben in Passagen. Wir sind unterwegs als Gäste auf Erden. Aus diesen Gedanken möchte ich eine ‘Ethik des Passanten’ entwickeln. Ich habe dabei auch ein politisches Ziel vor Augen: eine Welt, in der nicht nur wenige, sondern wir alle uns frei bewegen können und die fortbesteht.“

-Mbembe